SPD im Aufwärtstrend

Veröffentlicht am 21.02.2017 in Presseecho

Südkurier, 21.02.2017: Bundeskanzler-Kandidatur von Martin Schulz beflügelt auch die Genossen im Kreis. Ein Ruck geht durch Sozialdemokraten, die Neueintritte und positive Stimmung verbuchen.

Kreis Sigmaringen (jw) – Jubel und Euphorie unter den Sozialdemokraten: Mit dem Kanzlerkandidaten und künftigen SPD-Vorsitzenden Martin Schulz verzeichnen sie einen Umschwung, der vor wenigen Wochen noch unvorstellbar schien. Plötzlich geht ein Ruck durch die seit Jahren gebeutelte Partei. Ihre treuesten Mitglieder und Anhänger sind der Überzeugung, dass der 61-Jährige genau die Sprache spricht, die die Menschen verstehen und sie sind ebenso guter Dinge, dass er sich tatsächlich für mehr Gerechtigkeit einsetzen wird.

Michael Femmer ist seit zehn Jahren Kreisvorsitzender der SPD im Landkreis Sigmaringen. Hauptsächlich habe er sich mit Austritten und Todesfällen langjähriger Genossen beschäftigen müssen. „Doch jetzt habe ich vier neue Mitglieder aufgenommen und ich befinde mich in permanenter Werbeaktion.“ Keine Frage: Der neue SPDSpitzenmann sorgt kreisweit für eine starke Resonanz. „Ich finde es toll, dass er kandidiert, es herrscht überall eine gute Stimming für die SPD – dank Martin Schulz“, weiß Femmer die Trendwende zu schätzen. Die Sozialdemokraten würden gewissermaßen auch von der enormen Verunsicherung profitieren, seitdem der unberechenbare US-amerikanische Präsident Donald Trump ans Ruder gekommen ist. Deshalb sei es wichtig, dass sich Europa mit einheitlicher Stimme präsentiert, sagt Femmer, und seinen Interessen Nachdruck verleiht. Die Europäische Union, die zurzeit eher auseinander zu driften scheint, soll durch Schulz zusammengehalten werden, wie ein Fels in der Brandung stehen. Martin Schulz personifiziert gewissermaßen sozialdemokratisches Aufstiegsversprechen. Seine Lebensgeschichte erzählt davon, wie einer auch ohne Abitur nach vorne kommen kann.

Der designierte Kandidat fürs Bundeskanzleramt hatte seine Jugend mehr auf Fußballplätzen verbracht und war dann vom Weg abgekommen, ehe er nach überwundener Alkoholsucht eine Ausbildung zum Buchhändler absolvierte und später Politik auf kommunaler Ebene als Bürgermeister im nordrheinwestfälischen Städtchen Würselen von der Pike auf erlernte. Für so manchen Sozialdemokraten schließt sich daraus, dass Schulz von daher die Alltagssorgen der einfachen Leute gut nachempfinden könne. Dass er die „Vergessenen und Zurückgebliebenen“ zum Thema macht. Diese Befähigung dürfte ein wichtiger Aspekt im Wahlkampf des 61-Jährigen sein. Mit ihm glauben die Genossen, wieder verstärkt Menschen aus dem Arbeitermilieu ansprechen zu können. Obgleich es doch die Bundesregierung unter dem SPD-Kanzler Gerhard Schröder war, die mit der Agenda 2010 zur prekären Lebenslage ihrer Klientel beigetragen hat, was der SPD die Hälfte ihrer vormaligen Wähler kosten sollte. Auch wenn sich Schulz von dieser Linie nie abgesetzt hatte, bekundet er nun die Absicht, Hartz IV arbeitnehmerfreundlicher reformieren zu wollen. So verbinden die Sozialdemokraten mit ihm die Überzeugung, dass potenzielle Wählerschaft, die längst an Grüne und Linke verloren gegangen ist, wieder zurückerobert werden kann.

Würde der Kanzler direkt gewählt, so stünde Schulz nicht nur gleichauf mit Kanzlerin Angela Merkel, er würde sie nach neuesten Umfragen sogar klar überrunden. Martin Schulz verkörpert gewissermaßen Glück und Energie. „Ich war richtig begeistert, er ist unser Hoffnungsträger“, sagt Susanne Fuchs unumwunden. Sie ist die SPDOrtsvereinsvorsitzende der Kreisstadt Sigmaringen und zudem langjährige Stadträtin und weiß sich als Frauenbeauftragte im Kreis-DGB zu behaupten. Ihrer Meinung nach käme der auserkorene SPD-Mann als Persönlichkeit gut herüber. Gerlinde Frühbauer führt in Bad Saulgau den SPD-Ortsvereinsvorsitz und ist ebenso in den Stadtrat gewählt. Sie bewertet die Kandidatur des neuen Spitzengenossen als positiv. Seine Vorzüge: „Martin Schulz ist einer, der unverbraucht ist und nicht in der Bundespolitik tätig war.“ Ähnlich wie Femmer zielt sie auf dessen Erfahrungen als langjähriger hoher Brüsseler Funktionär im Europäischen Parlament ab. Als Europapolitiker habe sie ihn als geradlinigen, aufrichtigen Menschen erlebt. „Er scheut sich nicht, auch mal unbequeme Dinge beim Namen zu nennen!“ Der bisherige Spitzengenosse und Au- ßenminister Sigmar Gabriel habe zuletzt keine Visionen mehr vermitteln können, sagt sie, obgleich die Große Koalition in Berlin eine sehr starke sozialdemokratische Handschrift träge, wie Frühbauer betont.